Rundschlingen

Häufig gestellte Fragen

Was sind Rundschlingen?

Rundschlingen sind endlose, ringförmige Anschlagmittel aus Chemiefaser, die sich durch ihre runde Schlauchform auszeichnen. Im Inneren einer Rundschlinge liegt das eigentliche tragende Element: hochfeste Endlos-Fasern aus Polyester (PES) – meist viele verflochtene Stränge, die einen geschlossenen Kreis bilden. Dieses Faserbündel ist von einem Schutzmantel (Schlauchband) umgeben, der die inneren Fasern vor Abrieb, UV-Licht und Beschädigung schützt. Anders als beim Hebeband, wo das Gewebe selbst trägt, trägt bei der Rundschlinge das Kernbündel, während der Mantel primär als Schutz und Formgeber dient. Rundschlingen sind hochflexibel und können vielseitig angeschlagen werden: Als endloser Ring können sie um die Last gelegt und entweder direkt als Schlaufe genutzt, umschlungen (Choke) oder auf Bucht gelegt (doppelt) genutzt werden.

Varianten und Kennzeichnung: Rundschlingen werden nach DIN EN 1492-2 hergestellt und haben analog zu den Hebebändern ein Farbcodierungs- und Streifensystem. So ist z. B. eine violette Rundschlinge für 1 t Tragfähigkeit ausgelegt, grün für 2 t, gelb 3 t, grau 4 t, rot 5 t, etc., entsprechend der gleichen Farbreihe. Zusätzlich sind häufig im Schutzmantel schwarze Kapazitätsstreifen eingewebt – jeder Streifen steht für 1 t Tragkraft. Eine 2 t (grün) Schlinge hat also 2 Streifen, eine 5 t (rot) Schlinge 5 Streifen. Die tatsächliche WLL ist auch hier auf einem angenähten Etikett angegeben, zusammen mit Länge (Umfang oder Nutzlänge), Material, Hersteller und Seriennummer. Rundschlingen gibt es in verschiedensten Längen – von kleinen Ringen mit 0,5 m Umfang bis zu großen Schlingen von 20 m oder mehr, um voluminöse Lasten zu fassen. Die Mindestbruchlast ist wie bei Hebebändern im Faktor 7 zur WLL dimensioniert (SF 7:1). Häufig sind Rundschlingen für sehr hohe Tragfähigkeiten verfügbar, die mit einzelnen Hebebändern nicht erreichbar wären – Standard sind bis 10 t (orange), aber es gibt auch 20 t (orange-schwarz) oder noch höhere, oft durch Doppelschlingen (zwei parallele Kernbündel in einem Mantel) realisiert.

Typische Anwendungen

Rundschlingen sind extrem verbreitet auf Baustellen, in Industriebetrieben und beim Transport schwerer Güter – überall dort, wo große, unhandliche oder empfindliche Lasten angehoben werden. Durch ihre Rundum-Schlingenform eignen sie sich besonders, um Lasten zu „ummarmen“. Ein klassisches Beispiel ist das Heben von Rohren, Wellen, Walzen oder runden Behältern: Man legt eine oder zwei Rundschlingen um das Rohr und hebt es im „Korb“ oder als Choker – die Schlinge schmiegt sich eng an, rutscht nicht und verteilt den Druck ringsum. Auch Betonrohre oder Schachtringe werden häufig mit Rundschlingen angehoben, indem man sie durch die Öffnung führt und oben zusammenfasst. In der Stahlindustrie nutzt man Rundschlingen zum Wenden oder Transportieren von Coils (Stahlbunden): Hierbei werden zwei Schlingen durch den Coil gezogen und am Kranhaken angeschlagen, so kann der Coil schonend hochkant gestellt oder bewegt werden. Weitere typische Anwendungen: Transformatoren oder Maschinenkörper mit unregelmäßiger Form – Rundschlingen können durch Öffnungen oder um Gehäuse gelegt werden, wo starre Anschlagpunkte fehlen. Im Brückenbau oder Anlagenbau nimmt man oft mehrere Rundschlingen parallel, um große Bauteile an vielen Punkten gleichzeitig zu heben (z. B. ein Betontragwerk mit vier Anschlagpunkten und entsprechenden Schlingen an einem Hebebalken). Aufgrund ihrer hohen Tragzahlen sind Rundschlingen auch für Schwerlasthebungen beliebt: Lasten von z. B. 50 t können mit mehreren Schlingen (etwa 4× 25 t-Schlingen) gehoben werden, was mit Einzelketten viel umständlicher wäre. In der Veranstaltungstechnik werden schwarze Rundschlingen (man nennt sie dort „Steelflex“ oder „Round Sling“) eingesetzt, um Traversenkonstruktionen aufzuhängen – unauffällig, flexibel und leicht. Generell überall, wo man eine weiche Anschlagart möchte, die sich eng um verschiedene Formen legt, kommen Rundschlingen zum Einsatz. Gegenüber Hebebändern haben sie den Vorteil, dass sie rundum gleichermaßen belastbar sind und keine Nähte an belasteten Ecken haben – daher sind sie bei echten Endlos-Anwendungen (z. B. Dauerschlaufen um Bauteile) oft die bessere Wahl.

Sicherheit und Normen

Rundschlingen entsprechen der Norm DIN EN 1492-2. Diese schreibt ebenso wie bei Hebebändern einen 7-fachen Sicherheitsfaktor vor und definiert Prüfverfahren, Kennzeichnungen und Ablegereife-Kriterien. Ein kritischer Punkt bei Rundschlingen ist der Schutzmantel: Er bedeckt das Kernfaserbündel vollständig. Ist dieser Mantel beschädigt – etwa durch einen Schnitt oder Abrieb, der bis auf die weißen Fasern im Inneren durchgeht – gilt die gesamte Schlinge als ablegereif. Der Grund: Man kann nicht sicher feststellen, ob und wie viele der Kernfasern bereits mit beschädigt wurden, da sie nicht sichtbar sind. Deshalb darf eine beschädigte Rundschlinge nicht „weiterbenutzt“ werden, auch nicht mit provisorisch repariertem Mantel. DGUV Regel 109-017 betont: Sind Mantel oder tragende Nähte beschädigt, unverzüglich aussondern!

Eine Herausforderung bei Rundschlingen ist die Prüfung: Da das tragende Kernpaket verdeckt ist, beschränkt sich die Sichtprüfung auf den Mantel und die äußere Form. Sachkundige prüfen daher taktil – man fühlt die Schlinge ab, ob Verformungen, harte Stellen (können auf Wärmeeinwirkung hindeuten, was Fasern verschmelzen lässt) oder auffällige Verdickungen/Verjüngungen vorhanden sind. Auch Verfärbungen des Mantels (etwa durch Chemikalien) sind Warnzeichen. Jährliche Prüfungen sind Pflicht, aber im Gegensatz zu Ketten kann ein Prüfer hier nicht per Messschieber Verschleiß messen, sondern nur aufgrund Erfahrung entscheiden. Daher empfehlen viele Hersteller einen rechtzeitigen Austausch von Rundschlingen, auch wenn sie nur selten genutzt werden – das Material altert und kleinste Schäden können unbemerkt bleiben.

Wie bei Hebebändern gilt: Keine Nutzung ohne Etikett (Herstellerlabel). Weiterhin ist auf dem Label oft angegeben: maximaler Neigungswinkel 60° bei mehrsträngigem Einsatz oder Kranhaken mit mehreren Schlingen. Wird die Rundschlinge im Choker (Würgeschlinge) genutzt, reduzieren sich laut Norm die Tragfähigkeiten (typisch ~80% der einfachen WLL). Rundschlingen sollen außerdem nicht geknotet werden – ein Knoten in der Schlinge kann die Belastung auf wenige Fäden konzentrieren und diese überlasten. Die Chemikalien- und Temperaturresistenz entspricht der von Polyester-Hebebändern: Einsatz zwischen -40 °C und +100 °C, bei Feuchtigkeit geringe Einbußen (Nässe macht Fasern etwas dehnfähiger, aber nicht tragfähiger), keine Verwendung bei starken Säuren/Laugen ohne spezielle Freigabe.

Wichtig bei Rundschlingen ist auch die richtige Handhabung bezüglich Scheuerbeanspruchung: Obwohl der Mantel robust ist, kann ständiges Reiben (z. B. eine Schlinge, die unter Last hin- und herrutscht) ihn schnell durchscheuern. Daher sollte man Rundschlingen, wenn sie um raue Oberflächen gelegt sind, möglichst ruhig und zugentlastet halten beim Hebevorgang (nicht an der Last schleifen lassen). Manche Schlingen haben zusätzliche Schutzschläuche aus PVC oder PU, die man drüberziehen kann – diese sind austauschbar und nehmen den Abrieb, sodass die eigentliche Schlinge länger intakt bleibt.

Vorteile der Produktgruppe

Rundschlingen kombinieren eine hohe Tragkraft mit maximaler Flexibilität und Schonung. Gegenüber flachen Hebebändern verteilen sie die Last noch gleichmäßiger, da sie sich rundum anlegen – es gibt keine flachen breiten Partien, die knicken könnten. Formanpassung: Eine Rundschlinge „schmiegt“ sich um praktisch jede Form, sei es rund, eckig oder unregelmäßig. Dadurch wird die Last oft besser im Griff gehalten (insbesondere im Choker hält eine Rundschlinge sehr fest, da sich die Kraft kreisförmig verteilt). Die Oberflächenschonung ist hervorragend: Der weiche Polyestermantel hinterlässt kaum Spuren, selbst auf empfindlichen Lacken oder polierten Flächen. Im Vergleich zu Ketten oder Drahtseilen sind Rundschlingen gewichtslos – selbst eine 10 t Schlinge wiegt nur wenige Kilogramm und kann von einer Person getragen werden. Das macht den Aufbau von Anschlagpunkten an einer großen Last deutlich einfacher und schneller. Rundschlingen sind auch platzsparend: Sie lassen sich klein zusammenlegen und lagern, was auf Montage sehr praktisch ist (man kann z. B. mehrere 5 m-Schlingen in einen Werkzeugkoffer stopfen, während gleich starke Ketten dafür einen ganzen Sack bräuchten). Durch ihre Endloskonstruktion haben Rundschlingen keine Nähte im tragenden Bereich, was ihnen eine gewisse Redundanz verleiht – selbst wenn an einer Stelle Fasern reißen, verteilt sich die Last auf die vielen anderen Fasern im Kreis. (Nichtsdestotrotz darf eine beschädigte Schlinge natürlich nicht weiterbenutzt werden, aber es zeigt die inhärente Sicherheit im Design.) Ein weiterer Vorteil ist die geringe Elastizität im Arbeitsbereich (typisch <3 % Dehnung), was ausreichend ist, um Stöße abzupuffern, aber nicht so viel, dass die Last unkontrolliert federt. Schließlich sind Rundschlingen in sehr hohen Tragfähigkeiten verfügbar: Durch Parallelschaltung mehrerer Kernstränge im Mantel können Hersteller Schlingen von 20, 50 oder über 100 t anbieten – solch extreme Lasten wären mit Einzelketten kaum handhabbar. Insgesamt sind Rundschlingen durch ihre hohe Tragfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und einfache Handhabung ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Hebetechnik. Sie ermöglichen Hebevorgänge, die mit starren oder metallischen Anschlagmitteln gar nicht oder nur mit hohem Aufwand realisierbar wären, und das bei einem Höchstmaß an Schonung für Mensch und Material.